|
Hoi Vivien
Da
mir heute mein Ersatzfrauchen gesagt hat, dass du am Mittwoch ins
Spital musst und ich dich mehrere Tage nicht sehen werde, habe
ich mich spontan entschlossen, ein Tagebuch zu führen. Denn
Herrchen hat gesagt, er wisse nicht, wann er mich wieder holen
kommt. Es könnte ja sein, dass ich nicht mehr alles weiss,
was ich inzwischen erlebt habe. Mein kleines Hundehirn kann nicht
so viel so lange speichern. Auf diese Art fühle ich mich dir
trotz der 100 Kilometer Distanz ein wenig nah und du denkst hoffentlich
auch ab und zu an mich. Ich habe zwar ein wenig Mühe, mit
meinen breiten Pfoten auf
dem Computer nur eine Taste zu drücken. Aber mein Ersatzfrauchen
Ruth hat gesagt, sie helfe mir beim Korrigieren und sie werde dafür
besorgt sein, dass mein Tagebuch irgendwie zu dir kommt. Ich wünsche
dir viel Geduld und dass du dich gut und schnell von dieser schweren
Operation erholst, damit wir bald wieder zusammen herumtollen können.
Ich freue mich auf unser Wiedersehen. Mach's gut und Kopf hoch. Ruth
und José haben mir etwas aufgetragen,
dir zu schreiben - ich habe es schon wieder vergessen. Habe ihnen
gesagt, sie sollen es selber machen, sie hätten ja als Menschen
viel weniger Mühe mit Schreiben
als ich.
Viele
herzliche wuff wuff wuff
Giubo
Montag,
25. Juni
Herrchen
hat mich bei Ruth und José in Luterbach abgeliefert. Ich war
zwar nicht besonders gut im Strumpf - Du weisst ja, ich hatte am
Sonntag ein Sch....problem. Es war am Abend noch nicht ganz behoben,
gottlob hatte Ruth ein Papiertaschentuch dabei und konnte mir helfen....
Zu Hause musste ich dann noch eine unangenehme Nassreinigung über
mich ergehen lassen. Fressen mochte ich auch nicht so recht, aber geschlafen habe
ich wunderbar.
Dienstag,
26. Juni
Um 7.30 Uhr durfte ich spazieren
gehen, da war es angenehm und noch nicht so heiss; das mag ich nämlich
nicht so besonders. Wenn es so heiss ist, liege ich viel lieber auf dem
kühlen Plattenboden und versuche, die lästigen Fliegen zu fangen
(ich war auch schon erfolgreich).
Fressen mag ich immer noch nicht so besonders. Herrchen hat eine Tube
le Parfait und so kleine weisse Dinger hier gelassen. Die werden mir
jetzt zwei Mal pro Tag mit der feinen Paste ganz weit hinten in den
Rachen gelegt und wenn ich geschluckt habe, werde ich ganz toll gelobt.
Ich weiss eigentlich gar nicht wieso, denn le Parfait habe ich doch
sooooo gerne. Am Mittag habe ich ein Loch in den Rasen gegraben.......
Das gab ein Pfui und Ruth hat mir gesagt, dass José (das ist
das Ersatzherrchen) überhaupt keine Freude daran habe werde. Hoffentlich
schimpft er nicht noch mit mir, wenn er am Abend nach Hause kommt.
Am Nachmittag ist dann das viele Gras, das ich während des kurzen
Mittagsspaziergangs gefressen habe - Ruth hat mir zwar gesagt ich
solle aufhören damit und lieber zu Hause den Fressnapf leeren,
aber ich habe nicht auf sie gehört - wieder „obsi“ gekommen.
Gegen abend sind wir nochmals spazieren gegangen; und weil es so heiss
war, diesmal in den Wald. Ruth hat ein kleines Rehkitz gesehen - ich
habe es
überhaupt nicht bemerkt, habe ich doch fast gleichzeitig eine
Pfütze entdeckt!!!! Voller Freude habe ich ein Schlammbad genommen
und fand es riesig, den kühlen Dreck auf meinem heissen Bauch
zu fühlen. Wieso Ruth darüber überhaupt keine Freude
zeigte, weiss ich nicht. Nachher durfte ich sogar noch im kleinen Bach
ausgiebig baden - wieso wohl??? Mein normales Futter habe ich überhaupt
nicht angerührt. Da hat mir Ruth Reis gekocht und einen Stinkknochen
habe ich auch bekommen. Ich solle mehr trinken hat man mir gesagt,
aber ich mag gar nicht so.
Mittwoch,
27. Juni
Ich weiss, dass du ins Spital
musst. Mir geht es auch nicht so besonders. Ich habe zwar am Morgen einen
langen Spaziergang gemacht und wollte einen
etwa zwei Meter langen Ast nach
Hause schleppen, aber der war nun wohl doch etwas zu lang für
mich. Ich musste aufgeben, da Ruth sich weigerte, mir zu helfen. Zu
Hause wollte ich weder Fressen noch Trinken, was Ruth Sorge machte,
vor allem wegen des Trinkens. Sie hat mich dann kurzerhand in den Brunnen
gestellt, da musste ich doch ein wenig nach Wasser schnappen. Am Mittag
hat sie mir dann wieder Reis gekocht, etwas Thon daruntergemischt
und meinen Fressnapf so mit Wasser aufgefüllt, dass ich alles
Fressen musste, wenn ich zu meinem geliebten Thon kommen wollte.
Donnerstag,
28. Juni
Dein Operationstag! Irgendwie habe ich es wohl gefühlt. Ich
hatte
überhaupt keine Lust zum Fressen und Trinken. Gegen Mittag hat Ruth
le Parfait auf ihren Finger gestrichen und in meinen Trinknapf gehalten
- so musste ich wohl oder übel Wasser schlucken, wenn ich zu le
Parfait kommen wollte. Zwei Zecken haben sie mir auch ausgerissen. Beim
Mittagsspaziergang stand plötzlich auf dem Feldweg entlang der Autobahn
ein Reh; wir sind alle drei erschrocken und das Reh ist dann weggerannt.
Wieder zu Hause hatte ich endlich Appetit und Durst und habe den ganzen
Fressnapf, den man mir seit Dienstag immer wieder hingestellt hat, geleert.
Ruth hat mich ausgiebig gelobt und sie war richtig froh, dass ich endlich
wieder hungrig war.
Freitag,
29. Juni
War das ein verrückter Tag. Zuerst musste ich schon um halb
sieben spazieren gehen. Ruth musste um 8 Uhr beim Zahnarzt sein. Eine
ganze Stunde war ich allein zu Hause. Dann durfte ich gegen Mittag mit
dem Auto in die Stadt fahren. Es hatte sehr viele Leute, denn es war
Märetfescht. Beim Mittagessen habe ich Daniela getroffen, das ist
die Sekretärin meines Herrchens. Sie hat mir dann kurz erklärt,
wie es dir am Donnerstag ergangen
ist und dass Herrchen schon wieder bei dir
im Spital ist. Anschliessend sind wir nach Lüterkofen gefahren.
Dort ging Ruth in die Sauna. Ich wurde im schattigen Garten an den Tisch
gebunden und musste warten. Ruth kam aber immer wieder zu mir, so dass
ich nicht so lange alleine war. Am Abend gab es einen langen Spaziergang
der Aare entlang bis nach Solothurn. Dort traf ich José wieder
und Alena (die
hatte letzte Woche geholfen, die Dornen zu entfernen). Wir sassen
draussen
im Hof eines Restaurants und es wurde so komische Musik gespielt.
Gegen Mitternacht kamen wir nach Hause, ich wurde gefüttert
und durfte endlich schlafen.
Samstag,
30. Juni
Das wird auch kein normaler Tag - ich spürte es. Meine Felldecke
und das orange Frottéetuch wurden in eine Tasche eingepackt zusammen
mit dem Fress- und dem Trinknapf, Futter und Stinkknochen in eine Plastiktüte
ver
sorgt und auf dem Teppich vor der Treppe standen noch zwei Taschen. Um
9 Uhr fuhr ein Jeep Cherokee vor und Urs und Theres begrüssten
mich; meine Decke vom Audi und mein Schlafkissen wurden hinten im Auto
ausgebreitet
und ich musste einsteigen. Wohin es wohl geht? Die Fahrt ging auf der
Autobahn Richtung Berner Oberland, in Kandersteg auf den Zug durch den
Lötschberg, dann über den Simplon. Da durfte ich das erste
Mal aussteigen
und rund um einen ganz kleinen See laufen. Dann ging es weiter und von
vorne hörte ich, dass wir nun in Italien sind. Da war ich doch im
Mai schon einmal, oder? Bis jetzt ging es ganz gut, aber was jetzt kam,
war nicht mehr so toll. Centovalli, eine Kurve nach der anderen. Ich
hechelte und jammerte, so dass mich Ruth auf ihren Schoss nahm; da ging
es mir gleich wieder besser. In Ascona machten wir Halt und ich wurde
von José an der Leine spazieren
geführt. Als ich an einem vor einem Laden aufgestellten Kleiderständer
mein Bein heben wollte, erhielt ich einen scharfen Verweis. Nach einer
kurzen Fahrt wurde dann alles Gepäck ausgeladen und wir drei haben
ein Zimmer mit Balkon bezogen. Schon wieder ins Auto steigen, aber nach
5 Minuten war die Fahrt bereits zu Ende. Im Garten, wo noch 6 andere
Menschen auf uns warteten, hatte es einen Pool.
Ich bin rund herum gelaufen... habe immer wieder hinein geschaut... das
müsste doch wohl gehen... wird sicher nicht anders sein als
bei einem Brunnen... ich versuch’s ... und schwupps war ich im Wasser,
aber ich spürte keinen Boden, kraulte wie verrückt und hatte
Angst. José
und Ruth mussten mich gemeinsam aus dem Wasser heben, sie waren nachher
auch ein wenig nass. Alle haben gelacht, mir war es aber im ersten Augenblick
gar nicht so wohl. Endlich habe dann auch etwas Fressen können.
Weit nach Mitternacht sind wir zurück ins Hotel gefahren. Ich habe
nach diesem ereignisreichen Tag ganz gut geschlafen.
Sonntag,
1. Juli
Morgens um 8 Uhr kam Ruth mit mir spazieren. Das ist im Tessin für
Hunde überhaupt nicht interessant. Sie ist dann nochmals ins Bett
gekrochen und habe mich davor gelegt. So haben wir noch eine Stunde gedöst.
Was wohl
jetzt schon wieder ist? Alles wird wieder in die Taschen gesteckt, ab
ins Auto und an den gleichen Ort wie gestern abend. Ruth kam in Piazzogna
nochmals mit mir spazieren und im Dorfbrunnen habe ich ein Bad genommen,
kam aber leider nicht ohne ihre Hilfe wieder hinaus. Fressen mochte ich
mein übliches Futter nicht, habe aber zu meiner grossen Freude einen
Stinkknochen erhalten. Am frühen Nachmittag haben wir uns von Rolf,
Joe, Carlos
und Paula, die
hat zu mir in einer mir fremden Sprache gesprochen (Spanisch), verabschiedet
und nach gut 2 ½ Stunden sind wir in Luterbach angekommen. Da
durfte ich endlich wieder ohne Leine spazieren gehen - war das schön.
Alle drei waren
wir sehr müde und sind früh schlafen gegangen.
Montag,
2. Juli
Wieder genoss ich meinen frühen Morgenspaziergang. Aber dann
habe ich wohl etwas getan, was nicht so gut war, denn Ruth hat mit mir
geschimpft. Habe aber doch nur ein wenig an ihren Schuhen geknabbert
- wieso darf man das nicht?
So,
jetzt habe ich eigentlich genug vom Schreiben; es ist sehr anstrengend
für mich. Fünf Tage Spitalaufenthalt seien vorgesehen, hat
Herrchen gesagt. Dann solltest du
eigentlich nächstens wieder zu Hause sein. Ruth hat gesagt, ich
soll mich beeilen, damit alles rechtzeitig fertig wird. Fotos haben sie
auch gemacht von mir. Wie findest du
mich? Ich lege mich jetzt ein bisschen aufs Ohr und ruhe mich aus.
Seitenanfang |